Großaufnahme von sehr vielen kleinen Pilzen
Großaufnahme von sehr vielen kleinen Pilzen

Ein Bild - Eine Geschichte

Leise raschelte es im Unterholz. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages blitzten noch durch die Kronen der Pilzbäume. Die Schatten wurden länger und verschmolzen miteinander. Bald würde es völlig dunkel im Pilzwald sein und Stille würde einkehren. Wieder raschelte es und ein schwarzer Käfer wühlte sich aus einem der kleinen Büsche, welche die Stämme der Pilzbäume wie einen Ring umgaben. Etwas hatte ihn aufgeschreckt. Etwas, das nicht in den Pilzwald gehörte …

 

Jedes Bild trägt eine Geschichte in sich.
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Geschichte des Monats

Urlaubsreise mit

besonderem Zwischenstopp

 

David verfolgte gebannt den Lauf der Kugel auf dem Rouletterad. Das Kreuzfahrtschiff war auf dem Weg nach St. Lucia und sie würden noch einen Tag unterwegs sein. Er war nach dem Abendessen in das Bordcasino gegangen und genoss nun den Nervenkitzel beim Glücksspiel.
Das Schiff schwankte und beinahe schwappte der Wein aus seinem Glas. David trank es leer und stellte es einem vorbeigehenden Kellner auf das Tablett. Eigentlich war schönes Wetter angesagt, doch am späten Nachmittag war ein Sturm aufgezogen. Man hatte sie beruhigt, das Schiff sei dem gewachsen, kein Grund zur Sorge. Doch das Schiff schwankte stärker, als er es sorglos hinnehmen konnte. Die Chips auf dem Spielfeld verrutschten leicht, doch der Croupier tat, als sei nichts, und sammelte ungerührt die Chips von den Feldern ein. Neben David seufzte ein Mann, als seine Chips beim Croupier landeten.
„Das war es für heute für mich“, meinte er zu David, der gerade einige Chips wieder auf ein Feld legte. Er stand auf, schwankte und hielt sich an David fest, um nicht zu stürzen. „Verzeihung, dieser verdammte Sturm. Man kann sich kaum auf den Beinen halten.“ Er ließ ihn los und wankte zum Ausgang des Casinos. Der Sturm war schlimmer geworden. Die Chips auf den Spieltischen verrutschten so sehr, dass sie ihre Felder verließen und bunt durcheinander kullerten. Hinter ihm kippte ein Stuhl samt dem darauf Sitzenden um.
„Seht doch!“ Ein Mann stand aufgeregt an einem der Fenster und deutete hinaus.
David drängte sich mit den anderen Gästen zu den Fenstern und versuchte, ein Blick auf das Geschehen außerhalb des Schiffes zu erhaschen. Der Anblick war beängstigend. Das Meer brodelte. Wellen türmten sich meterhoch auf und brachen in sich zusammen. Blitze zuckten durch die pechschwarzen Wolken. So stellte sich David das Tor zur Hölle vor. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und stützte sich an der Wand ab, während er weiter ungläubig aus dem Fenster starrte. Das konnte einfach nicht sein.
Langsam hob sich ein Turm aus dem schäumenden Wasser. Es folgten Dächer und Mauern. Stück für Stück hob sich eine ganze Stadt aus dem Meer und sie fuhren direkt darauf zu. Die Alarmsirene heulte kurz auf, dann knisterten die Lautsprecher und eine Stimme ertönte. „Achtung, wir leiten ein Ausweichmanöver ein.“
David sah sich nach etwas zum Festhalten um und lehnte sich dann dichter an die Wand und starrte weiter aus dem Fenster. Er hörte, wie die Mannschaft die Passagiere um ihn herum beruhigte. Das Schiff neigte sich immer mehr, hob und senkte sich. Stühle kippten um, Gläser klirrten auf den Boden, Menschen schrien. Langsam änderte sich die Position der Stadt, die sich immer noch aus dem Meer hob. Er atmete erleichtert auf, sie würden sie verfehlen. 
Er konnte die einzelnen Steinblöcke in der äußeren Mauer erkennen, als sie daran vorbeiglitten. Blitze erhellten die Gebäude, Wasser rann das Mauerwerk hinab. Lebewesen waren nicht zu sehen, nur Stein.
Die Bewegungen des Schiffes beruhigten sich und David beschloss, in seine Kabine zu gehen. Die Aufregung war vorbei und das Casino musste erst aufgeräumt werden, bevor weitergespielt werden konnte. Vielleicht konnte er von seiner Kabine aus noch etwas beobachten.

Am nächsten Morgen stand David müde auf. Er hatte kaum geschlafen. Der Sturm hatte erst mitten in der Nacht nachgelassen. Als er aus dem Fenster schaute, lag das Meer ruhig vor ihm da, als sei nichts gewesen. Er hatte gestern nichts mehr gesehen, da sein Fenster zur falschen Seite rausging. Er schaltete den Fernseher ein.
„Knapp fünfhundert Kilometer vor der Insel St. Lucia ist in der Nacht eine Stadt aus dem Meer aufgetaucht. Es ist noch unklar, woher sie kommt und wer sie gebaut hat. Auch wieso sie vom Meer bedeckt war und wie sie wieder an die Oberfläche steigen konnte, wird noch untersucht. Im Moment existieren verschiedene Theorien, von denen jedoch keine bewiesen ist.“ Die Journalistin wandte sich nun einem Mann mit wirrem weißen Haar zu, der auf ihre Frage hin etwas von Außerirdischen faselte, und dass die Stadt ihr Raumschiff sei. Und dass er von der Theorie, dass eine hochentwickelte Kultur seit Jahrhunderten unter ihnen lebte, nichts hielt.
David schaltete den Fernseher aus. Er hatte das Ganze nicht geträumt. Beim Anblick der nun ruhigen See hatte er das tatsächlich geglaubt.
Auf dem Weg ins Restaurant überlegte er es sich anders und stieg zum ersten Sonnendeck auf. Frühstücken konnte er später. An der Reling standen die Passagiere dicht an dicht. Ein Hubschrauber flog über sie hinweg. Er folgte ihm mit seinem Blick. Nicht weit von ihnen entfernt leuchtete die Stadt im Sonnenlicht, das sich auf den weißen Mauern spiegelte. Mehrere Hubschrauber schwebten direkt darüber.
Ein Mann neben ihm hatte eine Kamera dabei und beobachtete das Spektakel durch das ausgefahrene Objektiv. „Da seilen sich welche ab!“, kommentierte er das, was er sah. „Da ist niemand, keine andere Bewegung.“ Er senkte die Kamera und wandte sich zu David. „Bestimmt eine Erdverschiebung oder so etwas. Das sind nur Ruinen.“
David schüttelte nachdenklich den Kopf. „Müssten die dann nicht von Algen und Muscheln bewachsen sein? Als wir dran vorbei gefahren sind, sah das nicht wie Ruinen aus.“
Der Mann zuckte mit den Schultern und hob rasch die Kamera, als sie einen lauten Knall hörten. Er kam von der Stadt. Einer der Hubschrauber war abgestürzt, sie sahen Feuer und Rauch. Die Passagiere riefen aufgeregt durcheinander, als ein Lichtblitz einen weiteren Hubschrauber traf. Trudelnd stürzte er zwischen die Häuser. Die Menschen auf dem Schiff gerieten in Bewegung, als ein weiterer Lichtblitz von der Stadt abgefeuert wurde. Er kam direkt auf sie zu. 

 

Bilder im Kopf

Bilder im Kopf
Karl will noch einmal mit der Luxusbahn durch Afrika fahren, bevor er stirbt. Seine Tochter organisiert es und begleitet ihn. Er blüht auf, hat eine tolle Zeit. Bei der Ankunft sieht es aus, als ob er schläft, doch er ist mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben.

 

Bilder im Kopf
Norman steht im Stau und verspätet sich. Verblüfft sieht er, wie das Flugzeug, für das er als Pilot eingeteilt war, abhebt. Er fragt bei seiner Airline nach, wer im Cockpit ist. Es heißt, dass er am Steuerknüppel sitzt. Dann bricht die Verbindung zum Flugzeug ab.

 

Bilder im Kopf
Norbert erreicht morgens das Busdepot des städtischen Verkehrsbetriebs, um seinen Bus abzuholen. Das Depot ist bis auf ein Wrack leer. Er schaut sich den Schrotthaufen an und erkennt den Plüschpinguin hinter der Frontscheibe. Das ist sein Bus. Was ist passiert?

 

Bilder im Kopf
Emilia sagt ihren Kunden voraus, dass sie Nachwuchs erwarten. Die Frau strahlt ihren Freund an, doch dessen Gesicht verfinstert sich. Draußen vor ihrem Zelt hört sie ihn zu ihr sagen, dass er keine Kinder zeugen kann. Das hat sie in ihrer Kugel nicht gesehen.

 

Bilder im Kopf
Ricardo bestaunt das Angebot der Imbissbude neben der Geisterbahn. Es gibt Würstchen, die wie Finger aussehen, Burger mit einem Patty aus zerdrückten Maden. Die Servietten sehen aus, als ob die Mumie hinter dem Tresen sie von ihren Leinenbinden abgeschnitten hat.

 

Bilder im Kopf
Daniel hat das Pärchen vor ihm fest im Blick. Der Mann hat sein Handy locker in der hinteren Hosentasche stecken, das ist die Gelegenheit. Er hat sie fast erreicht, da dreht sich die Frau um. Daniel erstarrt. Es ist seine Ex.
„Mensch Danni, seit wann bist du raus aus dem Knast?“

 

 

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© Sabine Kalkowski