Doppelsonnensystem, zu dem der Planet Ahmaros gehört. Ahmaros und seine drei Monde sind im Vordergrund, rechts dahinter die große gelbe und die kleine rote Sonne. weiter rechts der kleine Steinplanet Kalsiva und der große pinke Gasplanet Arosa. Links von Ahmaros sind die Gasplaneten Modrasin (blau mit Ringen) und Viridis (grün-lila) zu sehen.und
Doppelsonnensystem, zu dem der Planet Ahmaros gehört. Ahmaros und seine drei Monde sind im Vordergrund, rechts dahinter die große gelbe und die kleine rote Sonne. weiter rechts der kleine Steinplanet Kalsiva und der große pinke Gasplanet Arosa. Links von Ahmaros sind die Gasplaneten Modrasin (blau mit Ringen) und Viridis (grün-lila) zu sehen.und

Ahmaros - Eine neue Welt entsteht

Ein neues Abenteuer beginnt. Ich stecke mitten im Weltenbau und werde an dieser Stelle einige Texte zur Entstehung von Ahmaros einstellen. 

 

Weg des Lebens

 

Höheres Leben

 

Gaya schnurrte leise. Vorsichtig reckte das Mollipurri ihr die Nase entgegen. Gaya hatte sich ebenfalls in eines dieser mit Fell bedeckten Wesen mit den langen Ohren verwandelt und wollte einfach ihre Nase an dem weichen Fell des anderen reiben. Ein wenig kuscheln. Sie hatte die Mollipurris oft dabei beobachtet und wollte es selbst erleben. Das langohrige Wesen kam näher, und schließlich berührten sich ihre Nasen. Es schnupperte und Gaya tat es ihm gleich.
„Gaya, was treibst du da? Du verpasst das Spannendste, dass seit Jahren passiert ist.“ Gaya zuckte zusammen, als Vulkanos Stimme sich in ihre Gedanken bohrte. Das Mollipurri sprang aufgeschreckt davon.
Bevor Gaya ihre Elementgestalt annehmen konnte, hatte sich Vulkanos ebenfalls in ein Langohr verwandelt. „Diese Gestalt ist unauffällig, so können wir sie ungestört beobachten.“ Er sah sie an. Sie schaute wehmütig dem davonflitzenden Tier nach, das im hohen Gras verschwand. „Was ist los mit dir?“
„Ich wollte kuscheln, so wie sie es miteinander tun. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt. Sie sehen sehr zufrieden und entspannt dabei aus und das Schnurren drückt die reinste Freude aus.“
Vulkanos drückte sich an sie und sie rieb ihre Nase an seinem Fell. Es fühlte sich so flauschig an, wie es aussah. Sie seufzte. „Das ist schön. Ich kann verstehen, warum sie es die ganze Zeit machen.“
Vulkanos sah sie besorgt an. „Du brauchst eindeutig Ablenkung. Los komm, du wirst staunen.“ Er führte sie zu einer kleinen Insel aus Bäumen mitten in der weiten Grasfläche. Unter und auf den Bäumen lebte eine kleine Gruppe Menschen. Bis auf das Gesicht, die Fußsohlen und die Handflächen waren ihre Körper behaart. Sie hatten flache Gesichter, breite Nasen und aßen alles, was ihnen in die Queere kam. Wurzeln, Früchte, Insekten und Würmer. Hin und wieder schnappten sie den Sikarom einen Teil ihrer Beute weg, wenn diese nicht aufpassten. Doch sie konnten das zähe Fleisch kaum von den Knochen trennen.
„Oh, sie haben sich wieder ein Stück Fleisch gemopst.“ Gaya sah Vulkanos fragend an.
„Sieh genau hin!“ Vulkanos war ganz aufgeregt.
Was war nur so Spannendes daran, dass sie wieder mühsam an einem Knochen nagten? Aber Gaya tat ihm den Gefallen. Und tatsächlich geschah etwas Aufregendes. Eines der Männchen schnitt das Fleisch von den Knochen und zerkleinerte es in mundgerechte Happen. Er nutzte einen Stein, der anscheinend eine scharfe Kante hatte.
„Ich habe gesehen, wie er von einem Stein das Stück abgeschlagen hat, damit es diese scharfe Kante erhält. Es sah sehr gekonnt aus. Er hat das nicht zum ersten Mal probiert. Sie benutzen mehr als nur ein paar Stöcker zum Graben, sie fertigen überlegt Werkzeuge an.“
Gaya ließ sich nicht ganz von Vulkanos anstecken. „Es wird noch ewig dauern, bis sie vom Baum runterkommen.“
„Du bist heute ganz schön miesepetrig drauf. Das ist doch sonst Okeanos‘ Aufgabe. Es wird vielleicht noch eine Weile dauern, aber ich bin mir sicher, dass wir uns irgendwann richtig mit ihnen unterhalten können. Vielleicht werden sie Künstler oder große Bauherren und erschaffen ihre eigenen Behausungen.“ Vulkanos rieb aufgeregt die Pfoten aneinander.
„Hast du dich in einen Menschen verwandelt und von den Sikarinabeeren genascht? Selbst wenn du diese Gestalt wieder verlässt, bist du dann immer noch merkwürdig fröhlich.“ Gaya sah ihn misstrauisch von der Seite her an.
Vulkanos kicherte. „Du durchschaust mich doch immer wieder. Ich denke, ich werde sie mit dem Baum bekannt machen. Vielleicht beflügelt das ihr Bewusstsein.“
„Untersteh dich, sie bringen sich eher damit um.“ Gaya rempelte ihren Bruder warnend an.
„Na vielleicht später, wenn sie mehr Verstand entwickelt haben. Bei dem Fleischkonsum stehen die Chancen ja ganz gut.“ Vulkanos reckte sich, um besser sehen zu können. „Meinst du, sie sind bald so weit, dass sie Feuer nutzen können? Wenn sie das Fleisch braten, ist es einfacher zu essen und zu verdauen.“
„Ich weiß nicht. Nachher fackeln sie die ganze Prärie ab.“ Gaya sah resigniert zu, wie sich das Männchen jaulend den Finger in den Mund steckte, weil es sich geschnitten hatte.
„Die Gefahr des Feuers kennen sie. Erinnerst du dich an den letzten Sommer? Wir konnten es gerade stoppen, bevor es ihre Bäume verbrannt hat. Sie haben sich gar nicht auf die verbrannte Fläche getraut. Was schade war, so sind ihnen ein paar gebratene Leckerbissen entgangen.“ Vulkanos stupste Gaya aufmunternd an.
„Na schön. Beim nächsten Gewitter kannst einen Blitz in den Baum einschlagen lassen, der da etwas abseits steht. Eines der jungen Weibchen hat sehr wohl eines der verbrannten Tiere probiert. So ist sie ja überhaupt auf die Idee gekommen, Fleisch zu essen, auch wenn es roh nicht so lecker ist. Sie wird die Verbindung herstellen.“ 

Fantastische Wesen

 

Drachen

 

Nachdenklich saß Vulkanos vor dem Baum und beobachtete die kleine Flugechse, die sich mühsam mit den Beinen und den Krallen der Flügel an die Rinde klammerte. Mit dem Schnabel stocherte sie unter einem losen Stück der Rinde herum. Dort musste eine der fetten Maden hocken. Sie kam nicht heran, versuchte, mit der Kralle des rechten Flügels danach zu angeln, und verlor fast den Halt. Wäre es nicht viel praktischer, wenn sie zu den Flügeln zwei Arme hätte? Die Krallen an den Flügeln könnten ja bleiben, aber mit zwei zusätzlichen Armen hätte sie die Made schon längst erwischt. Diese hatte sich tief unter die Rinde gegraben. Heute würde die kleine Echse leer ausgehen und woanders erneut nach Nahrung suchen müssen.
Er rief in Gedanken nach Aeras. Es dauerte nicht lange und sie gesellte sich zu ihm. „Sie dir diese Flugechse an. Sie versucht seit einer gefühlten Ewigkeit, an die Made zu kommen, die gerade außerhalb der Reichweite ihres Schnabels steckt. Sie hat auch versucht, mit einer der Flügelkrallen danach zu angeln, und wäre fast vom Baum gefallen. Wieso hat sie nicht auch zwei Arme? So ist das doch völlig unpraktisch.“
„Ihre Arme haben sich zu Flügeln entwickelt, so einfach ist das.“ 
Vulkanos wollte nicht die Erstehungsgeschichte erfahren. Das Wie interessierte ihn nicht. „Es ist trotzdem unpraktisch. Sieh nur, wie sie sich abmüht.“
„Was willst du tun?“ 
Vulkanos spürte Aeras Misstrauen. Er hatte sie gerufen, weil er nicht gegen die Regeln verstoßen wollte. Nicht schon wieder. „Ihnen Arme geben. Ich würde sie verbessern, das ist doch im Sinne des Lebens oder?“
„Und wenn es einen guten Grund gibt, dass sie keine Arme haben? Sie könnten aus dem Gleichgewicht geraten und nicht mehr fliegen können. Die Natur weiß schon, was gut und richtig ist.“
Vulkanos kannte Aeras Abneigung gegen Einmischung. Und in gewisser Weise hatte sie auch recht. Man konnte nie wissen, was geschehen wäre, wenn sie nicht eingegriffen hätten. Obwohl er sich sicher war, dass es richtig gewesen war, den Trampelviechern Einhalt zu gebieten. Ihr Eingriff war etwas zu erfolgreich gewesen. Sie waren komplett verschwunden und mit ihnen die großen Räuber. Aber ohne ihr Eingreifen hätten sich andere Tiere nie entwickelt. Einige zeigten eindeutig Potential für intelligentes Leben.
„Vulkanos, hörst du mir zu?“ Aeras holte ihn aus seinen Gedanken.
„Was? Entschuldige, meine Gedanken sind gerade abgewandert..“
„Du könntest einen Teil von ihnen verändern. So könnten wir sehen, ob vier Gliedmaßen und Flügel wirklich besser sind als zwei Gliedmaßen und Flügel. Die Natur wird das dann schon regeln.“
Vulkanos dachte kurz über den Vorschlag nach. Der war gar nicht so übel.
„Aber übertreib es nicht, denk an den Sandkraken.“
„Danke für die Erinnerung. Okeanos lacht sich immer noch kaputt über das hässliche Ding. Keine Sorge, das passiert mir nicht noch einmal. Nur ein paar Arme.“
„Na schön. Dann viel Vergnügen.“ Aeras ließ ihn allein zurück.
Vulkanos betrachtete noch eine Weile die kleine Echse, die immer noch nicht aufgegeben hatte. Es gab auch größere Exemplare von den Flugechsen. Vielleicht sollte er sich nicht nur auf die Kleinen beschränken. Und wenn er schon einmal dabei war, gab es vielleicht noch die ein oder andere nützliche Ergänzung. Ihm kam wieder der Sandkrake in den Sinn. Da hatte er es wirklich übertrieben. Genaugenommen hatte er da ein neues Lebewesen erschaffen wollen. Diesmal war es anders. Es waren ja nur kleine Verbesserungen.

Weg des Lebens

 

Elementarische Auslese

 

„Sie trampeln alles kaputt!“ Verzweifelt und verärgert zugleich starrte Gaya zu der Herde aus riesigen Pflanzenfressern. Sie hatte sie in Trampelviecher umgetauft, einen schöneren Namen verdienten sie nicht. „Wenn die so weiter machen, gibt es bald keine Bäume mehr.“
„Ich könnte mich in einen der großen Fleischfresser verwandeln und sie auffressen.“
Gaya schnaubte nur abfällig. „Das ist nicht lustig, Vulkanos. Das ist ein ernstes Problem. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie so riesig werden.“
Es schnaufte neben ihr. Vulkanos hatte sich tatsächlich in einen der großen Fleischfresser verwandelt. Er kratzte sich mit einer Kralle am Kinn und sah dabei ziemlich dumm aus. „Was hättest du machen wollen? Aeras passt doch derart scharf auf, dass wir Solos‘ Regeln nicht verletzen. Irgendwann verpetzt sie noch mal einen von uns bei ihm.“
„Das würde ich niemals tun!“ Aeras war aufgetaucht, zog Staub in ihre Luftsäule und Vulkanos musste niesen. „Warum verwandelst du dich überhaupt in diese dummen Kreaturen? Sie können nichts anderes als fressen und schlafen.“
Vulkanos schnaubte, Gaya hörte ihn in Gedanken kichern. „Na, ein bisschen mehr können sie schon. Mit ein wenig Geduld könnte man ihnen das ein oder andere beibringen. Es gibt sogar einige recht Schlaue. Die kleineren Fleischfresser, mit den langen Krallen an den Füßen – wie nennen wir sie gleich nochmal? Sikarom oder wie ich es zutreffender finde: hinterhältiger Schlitzer. Es ist schon beeindruckend, wie die ihre Angriffe in der Gruppe koordinieren.“
„Solange sie weiter Eier legen, wird das nie etwas. Sie brauchen mehr Gehirnleistung. Die Zeit im Ei ist einfach zu kurz für eine weitergehende Entwicklung.“ Aeras Verachtung war deutlich zu spüren.
Gaya glaubte, nicht recht zu hören. Was deutete Aeras da an? Schlug sie gar vor, aktiv in die Entwicklung einzugreifen? „Meinst du, wir sollten etwas unternehmen? Würde das nicht gegen die Regeln verstoßen?“
„Wie du schon richtig festgestellt hast, zerstören die Trampelviecher mehr, als dass sie nützen. Sie vernichten ganze Lebensräume anderer Tiere. Die brauchen doch auch ihre Chance oder nicht?“ So wie Aeras es ausführte, klang es logisch für Gaya. Es war sogar ihre Pflicht einzugreifen.
„Du merkst schon, dass du dir die Regeln so zurechtbiegst, wie es dir passt, Aeras, oder?“ Vulkanos nahm seine Elementgestalt an. „Was schlägst du vor? Ich könnte wieder eine Reihe von Vulkanen ausbrechen lassen. Für die Meere hat es damals funktioniert. Erinnert ihr euch noch? Danach war wieder viel Platz im Wasser.“
„Nein, auf gar keinen Fall ein Vulkanausbruch. In den Meeren läuft es gerade so gut, da brauche ich keinen Neuanfang. Lass dir etwas anderes einfallen.“ Okeanos erschien und protestierte entschieden.
Vulkanos kicherte. „Nun stell dich nicht so an. Ist schon wieder recht voll im Wasser oder nicht? Hast du denn einen besseren Vorschlag?“
„Das mit den Vulkanausbrüchen war nicht übel, sehr effektiv. So etwas brauchen wir. Am besten wäre es schon, wenn es sich weitgehend auf das Land beschränkt, aber wenn es gar nicht anders geht ...“, versuchte Gaya ihren Bruder zu überzeugen.
„Kommt nicht in Frage.“ Okeanos wurde zunehmend verärgerter.
„Ich habe eine Idee“, meldete sich Aeras zu Wort. „Damals haben die Vulkane stetig Gase ausgestoßen, welche die Wärme gespeichert haben, sodass es auf der Oberfläche und im Wasser immer wärmer wurde. Aber Vulkane stoßen auch Gase aus, die das Sonnenlicht reflektieren. Davon bräuchten wir mehr, dann müsste alles kälter werden.“ 
Gaya begriff langsam, was Aeras meinte. „Wenn es kälter wird, verdunstet weniger Wasser und es regnet weniger. Es wird trockener und die Pflanzen werden sterben.“ Ganz überzeugt war sie nicht.
Aeras ließ nicht locker. „Aber auch die großen Pflanzenfresser und mit ihnen auch die großen Fleischfresser. Die kleineren Tiere dürften noch genug Nahrung finden. Es muss nur ein paar Jahre dauern, nicht länger. Das sollte schon reichen. Wir wollen ja nicht alles töten. Es gibt an Land einige Tiere mit viel Potential. Du hast sie doch auch schon beobachtet, Gaya. Ich meine diese kleinen flauschigen Vierfüßer. Sie legen keine Eier, sondern die Nachkommen entwickeln sich in ihnen und sie bringen lebende Junge zur Welt, die sie dann umsorgen. Wenn sie größer werden könnten, würden sie auch größere Gehirne entwickeln.“
„Ja, Aeras. Die sind so putzig. Aber sie sind auch wehrlos. Sie werden sich nie gegen die großen Trampelviecher behaupten können.“
„Es sei denn, wir unternehmen etwas. Wäre ja zum Wohle des Planeten und des Lebens.“ Aeras wandte sich entschieden Vulkanos zu. „Hast du nicht einen größeren Vulkan, der ausbrechen und einen großen Schwung von Schwefelwasserstoff in die Atmosphäre ausstoßen könnte? Ich verteile das einmal gleichmäßig rund um den Planeten. In ein paar Jahren ist es aus der Atmosphäre gewaschen, dann geht alles wieder seinen Gang.“
Vulkanos kicherte. „Aeras, ich weiß jetzt nicht, ob ich beeindruckt oder verängstigt sein soll, bei all dieser versteckten kriminellen Energie. Aber ich weiß da einen, der braucht eine Entladung. Ich könnte sie etwas größer als nötig machen, damit es reicht.“

Fantastische Wesen

 

Der Sandkrake

 

 

Verstimmt strich Vulkanos durch die Wüste Varmarea, die sich zwischen den sich unendlich ausdehnenden Bergen des Infinimonta und dem von Streifen aus rotem Gestein durchzogenen Bergen des Karmimonta gebildet hatte. Abgesehen von den Feuerbergen, war sie sein liebster Ort. Heiß und trocken, aber eben leer. Pflanzen gab es nur um die wenigen Quellen herum. Einige Insekten hatten sich in den Oasen oder in ihrer Nähe angesiedelt und fristeten ein karges Dasein. Die Kleinen, mit dem Stachel am Schwanz, mochte er. Er hatte sie Skorpione getauft. Sie töteten ihre Beute, indem sie mit dem Stachel Gift injizierten. Meist die Käfer, die das Grün in den Oasen fraßen, und sich hin und wieder in den Sand der Wüste hinauswagten. Mit den Tausendfüßern fochten sie regelrechte Kämpfe aus. Es war schon spannend, aber kein Vergleich zu dem Leben, das Okeanos in seinen Meeren erschaffen hatte. Er wollte auch Monster an Land haben. Große, furchteinflößende Kreaturen, die nichts zu fürchten hatten.
„Und was sollen sie fressen? Große Tiere brauchen viel Nahrung.“ Aeras war neben ihm erschienen.
„Hast du wieder gelauscht?“
„Du hast regelrecht geschrien. Die anderen haben dich sicherlich auch gehört.“
„Und warum lässt du mich nicht in Ruhe, so wie sie es tun?“ Vulkanos wurde wütender. Es war so ungerecht. Warum durfte Okeanos so viel Spaß haben und er nicht? Er konnte mit Sicherheit genauso tolle Wesen erschaffen, wie sein Bruder, wahrscheinlich sogar besser. „Ich weiß selbst, dass es etwas zu fressen bräuchte, bin nicht dumm.“
„Ach herrje, du hast aber wirklich schlechte Laune. Anstatt Okeanos zu beneiden, solltest du hin und wieder mal schauen, was Gaya so entdeckt, und was außerhalb dieser Wüste und den Feuerbergen geschieht. Da tut sich nämlich einiges.“ Aeras verschwand und ließ Vulkanos verdutzt zurück. Es stimmte schon, dass er die feuchten Wälder mied, in denen sich Gaya mit Vorliebe rumtrieb. Selbst in den Oasen hielt er sich nur selten auf.
Kaum hatte er das gedacht, brummte etwas in ihm vorbei. In der Luft. Es flog, so wie nur die Elemente es bis jetzt konnten. Das Insekt mit den schillernden Flügeln ließ sich auf dem heißen Sand am Rand einer großen Oase nieder. Ein Skorpion kam unter dem Steinhaufen hervor, unter dem er lauerte, und stieß mit dem Stachel nach dem Insekt. Doch es war schneller und flog weiter in die Wüste hinein. Es war verhältnismäßig groß. Vulkanos flog in die Oase und staunte nicht schlecht. Die Insekten waren gewachsen. Die Tausendfüßer hatten eine beachtliche Größe erreicht.
Gaya gesellte sich zu ihm. „Es ist toll, nicht wahr? Sie entwickeln sich rasant. Jeden Tag entdecke ich eine neue Art und sie können mittlerweile fliegen. Und größer werden sie auch. Du musst mich in den Wäldern häufiger besuchen. Es gibt mittlerweile nicht nur Insekten, sondern auch andere Lebewesen, die halb im Wasser, halb an Land leben. Ich nenne sie Amphibien.“
Vulkanos horchte auf. Etwas anderes als Krabbelviecher? Er sollte sich wirklich mehr darum kümmern, was an Land geschah. „Etwas anderes als Insekten?“ 
„Ja, sie leben an Land, brauchen aber zur Fortpflanzung das Wasser. Wenn sie klein sind, leben sie noch im Wasser und gehen, wenn sie erwachsen sind, an Land und atmen die Luft. Einige könnten sich auch in den Oasen wohlfühlen. Was denkst du?“
Aufgeregt folgte Vulkanos ihr. Zusammen sammelten sie einige Tiere ein und brachten sie in die Oasen. Für eine Weile war Vulkanos von seinem Wunsch nach einem großen Monster abgelenkt. Einige der kleinen Springer passten sich an das trockene Klima der Wüste an, auch manche der Salamander gediehen. Sie siedelten ebenfalls Fische aus den Teichen der weiten Grasfläche in den Seen der Oasen an.
Doch Vulkanos hatte seinen Plan nicht aufgegeben. Musste denn ein großes Tier zwingend viel fressen? Das hing doch davon ab, wie viel Energie es zum Leben benötigte. In der Wüste war es tagsüber warm, es musste sich nicht selbst wärmen. Und wenn es sich in den warmen Sand eingrub, kühlte es auch über Nacht nicht so sehr aus. Und wenn es sich nicht viel bewegen müsste ... Mit den größer werdenden Insekten, die sich immer weiter in die Wüste hinauswagten, und den Amphibien, die erste Anzeichen zeigten, dass sie sich ganz vom Wasser lösen konnten, gab es allmählich Nahrung für ein Wüstenmonster.
Langsam wuchs in Vulkanos eine Idee. Er versteckte seine Gedanken, wollte sich nicht verraten und seine Geschwister überraschen, wenn er fertig war. Sie würden staunen.

Als Okeanos nicht hinschaute, holte sich Vulkanos einen Kalmar. Nicht einen der Riesenkalmare, sondern einen der mittelgroßen. Er passte seine Lunge an, damit er Luft atmen konnte, den Schnabel ersetzte er durch mehrere Reihen Zähne. Die Saugnäpfe ließ er verschwinden, die funktionierten im Sand nicht, aber die Dornen behielt er. Er gab ihm eine Reihe von weiteren Armen, an deren Ende sich Fortsätze befanden, die wie kleine Büsche aussahen. In der Nacht sammelte sich dort Tauwasser und wurde über Poren aufgenommen. Sie dienten auch als Sensoren, wenn sich Beute näherte. Der Sandkrake sollte unter dem Sand lauern, die Büsche sollten als Nahrung oder Schattenspender Beute anlocken und das einzig Sichtbare des Sandkraken sein. In seinen Gedanken sah es toll und imposant aus. Als er seine Kreation fertig hatte, war er entsetzt. Es war das Hässlichste, das er je gesehen hatte. Ob er es einfach wieder vernichten konnte, bevor die andern es bemerkten?
„Untersteh dich Vulkanos. Du weißt, was Solos gesagt hat. Einmal erschaffen dürfen wir es nicht mehr vernichten.“ Aeras war aufgetaucht. Vulkanos spürte ihre Abscheu. Er konnte nicht sagen, ob es dem Wesen galt oder ihm.
„Igitt, was ist das?“ Gaya konnte ihr Entsetzen kaum verbergen.
Vulkanos war das alles mehr als peinlich. Wieso war das so schiefgegangen? Der Sandkrake wand sich vor ihnen im Sand. Er grub sich ein, so wie Vulkanos es geplant hatte.
„Das kommt davon, wenn man einfach Lebewesen aus ihrer natürlichen Umgebung raubt. Geschieht dir recht.“ Okeanos war wütend. Vom Kraken waren mittlerweile nur noch die Fortsätze zu sehen und in ihrer Mitte war ein Loch, in dem sich scharfe Zähne aneinanderreihten. „Das ist das Grässlichste, das ich je gesehen habe. Hättest dir ruhig mehr Mühe geben können!“
„Halt den Mund Okeanos, weiß ich alles selbst.“ Vulkanos wollte nur noch allein sein.
„Hast du mehrere davon gemacht?“ Aeras war wie immer ihr pragmatisches Selbst.
„Nein.“
„Na, dann wird es wohl bald sterben. Aber wehe, du hilfst nach. Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein, nicht so unüberlegt an eine Veränderung zu gehen. Ahmaros ist nicht zu unserer Unterhaltung da!“
Aeras und Okeanos verschwanden, nur Gaya blieb bei ihm. Er spürte, dass sie ihn trösten wollte, und dafür liebte er sie. „Bald ist es weg und dann schauen wir gemeinsam, wie wir der Wüste etwas mehr Leben geben können.“
Vulkanos wäre am liebsten im Boden versunken. So unüberlegt war er nicht an die Sache herangegangen. Der Sandkrake würde lang leben und sich fortpflanzen, indem er Klone bildete. Er würde ja keinen Partner finden, wenn er die ganze Zeit im Sand vergraben lag.
„Oh je.“ Gaya hatte seine Gedanken gehört. „Dann werden wir uns wohl mit dieser Scheußlichkeit arrangieren müssen.“
„Ja Schwesterchen. Das nächste Mal wird es besser, das verspreche ich.“
Gaya ließ ihn allein zurück. Ein Salamander schnupperte an einem der Fortsätze. Als er daran knabberte, schossen die Fangarme aus dem Sand. Die Dornen spießten das Tier auf, wanden sich darum und zerquetschten es. Zielsicher wurde der leblose Körper zum Maul geführt, wo die Zähne ihn knackend zermalmten. Vulkanos Fröhlichkeit kehrte zurück. Der Sandkrake war wirklich scheußlich, aber effizient, und er würde ein Leben lang wachsen und bald so groß wie der Riesenkalmar sein. Er war ein richtiges Monster.

Fantastische Wesen

 

Riesenkalmar und Leviathan

 

 

Okeanos fand sich in einer Gruppe Kalmare wieder. Sie schillerten in bunten Farben, als sie in der dämmrigen Tiefe des Meeres Jagd auf einen Schwarm kleiner Fische machten. Verzückt betrachtete er das Farbenspiel, als es jäh von mehreren Haien unterbrochen wurde, die nun die Kalmare jagten. Er hatte dies schon mehrfach gesehen. Den viel größeren Haien hatten die Tintenfische nicht viel entgegenzusetzen. Die Haie hatten in letzter Zeit rasant an Größe und Vielfalt zugenommen, und zunehmend fraßen sie auch Meeresbewohner, an die sie sich vorher nicht gewagt hatten. Sollte er dies laufen lassen? Aber er mochte die Kalmare mit ihren bunten Lichtern. Es würde nicht schaden, wenn er ihnen einen kleinen Wachstumsschub verpassen würde, damit zumindest einige von ihnen mithalten konnten.

„Glückwunsch, Bruderherz. Der ist dir wirklich gelungen.“ Vulkanos überraschte Okeanos, als er sich dösend in der Sonne an der Meeresoberfläche treiben ließ.
„Wovon redest du?“ Okeanos war mit einem Mal hellwach. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass diese Frage nichts Gutes bedeutete.
„Na, der riesige Kalmar. Ich habe gerade mit Spannung verfolgt, wie er sich einen dieser wirklich großen Haie geschnappt und mit einem Biss in zwei Stücke geteilt hat. Das Biest ist enorm. Wie hast du das gemacht?“
„Was? Ich habe doch gar nicht ...“ Okeanos tauchte ab. Er musste nicht lange suchen, bis er auf einen der riesigen Kalmare stieß, von denen Vulkanos gesprochen hatte. Der Wachstumsschub war doch gar nicht so groß gewesen, den er einigen Arten verpasst hatte. Sie sollten davon nur so groß werden, dass sie sich gegen die Haie zur Wehr setzen konnten. Wie war das passiert? Hatte da etwa jemand ...? „Vulkanos! Hast du da etwa nachgeholfen?“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Vulkanos klang wie die Unschuld selbst.
„Ich weiß genau, dass ich sie nicht so groß gemacht habe, zumindest ...“ Okeanos verstummte. Er war aufgewühlt gewesen, traurig über das tragische Ende der Kalmare, das er hautnah miterlebt hatte. Vielleicht war der ein oder andere Energieschub doch zu heftig gewesen.
„Die meisten sind ja auch nur ein Stück gewachsen, aber die hier, es sind nur wenige, vielleicht acht, neun Stück, die sind regelrecht explodiert.“ Vulkanos klang ein wenig schadenfroh.
„Aber es sollte so nicht überleben können. Es gibt bei massiver Vergrößerung viel zu beachten. Wieso sind sie nicht gleich gestorben?“ Okeanos war verwirrt. Da stimmte doch etwas nicht.
„Na ja, ich habe sie stabilisiert, damit sie nicht sterben. Ich dachte, du findest das gut. Mir gefallen sie auf jeden Fall.“
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich aus meinen Meeren raushalten sollst! Jetzt habe ich einen riesigen Räuber, der selbst keinen Feind hat. Das bringt das Gleichgewicht wieder durcheinander. Du lernst einfach nicht dazu!“ Aufgebracht überlegte Okeanos, wie er das wieder in Ordnung bringen konnte. Vergrößern war leicht, Schrumpfen hingegen schwierig.
Vulkanos war beleidigt. Er hatte es nur gut gemeint und wurde dafür angeschnauzt. „Woher sollte ich wissen, was du genau geplant hast? Ich spioniere dir schließlich nicht hinterher. Ich wollte nur helfen!“ Damit ließ er Okeanos allein.

Okeanos überlegte fieberhaft. Er brauchte ein Wesen, das es mit dem Riesenkalmar aufnehmen konnte, aber selbst auch Feinde brauchte, sonst würde er bald wieder vor dem gleichen Problem stehen. Am besten wäre es, wenn die zwei sich gegenseitig jagen und fressen und so ihre Anzahl in überschaubaren Größen halten würden.
Es musste in etwa eine ähnliche Größe wie der Riesenkalmar haben, in gleiche Tiefe tauchen können, Zähne haben, die den glitschigen Tintenfisch packen und festhalten konnten.
Er nahm sich einen großen Hai, vergrößerte ihn noch ein Stück und verlängerte die Schnauze. Die dreieckigen Zähne formte er zu langen dolchartigen Zähnen. Sie würden nicht nachwachsen, aber sehr robust sein. Er gab ihm ein zweites Paar Seitenflossen am Körperende, was ihn sehr schnell und wendig werden ließ. Die Flossen auf dem Rücken brauchte er nicht mehr. Den Schwanz verlängerte er und machte ihn flacher, damit er als Steuerung dienen konnte. Er betrachtete sein Werk. Nach kurzem Nachdenken ließ er eine Reihe von Dornen vom Kopf über den Rücken bis zum Schwanzende wachsen.
Zufrieden und aufgeregt zugleich wartete er auf die erste Begegnung der Giganten. Hatte er alles richtig gemacht, war das Verhältnis ausgewogen. Hungrig machte sich der erste Leviathan auf die Suche nach einer Mahlzeit. Er tauchte in die Tiefe hinab und traf auf einen Riesenkalmar, der gerade die Überreste eines Hais verspeiste. Leviathan stürzte sich auf ihn, verbiss sich in eine der Tentakeln, und zog den Riesenkalmar hinter sich her. Mit Saugnäpfen und Dornen bewehrte Arme umschlossen ihn und drückten zu, der Schnabel schnappte nach einer Flosse. Leviathan rollte, wandt sich unter dem Griff. Der Riesenkalmar lockerte seine Umklammerung für einen Moment und Leviathan schüttelte die Arme ab, um sich erneut auf ihn zu stürzen. Er verbiss sich am Kopfende und riss ein Stück heraus. Der Kalmar erschlaffte und fing an abzusinken. Leviathan packte ihn erneut und zog ihn mit sich ein Stück in Richtung Oberfläche, um ihn dann Stück für Stück zu verspeisen.
Die Saugnäpfe und Dornen hatten tiefe Wunden in seine Haut gerissen. Der Kalmar hatte ihn mit seinem Schnabel an einer Flosse erwischt und ein Stück herausgebissen. 
Es war knapp gewesen. Beide hätten den Sieg davontragen können. Der verletzte Leviathan würde überleben und in einem anderen Kampf sterben. Okeanos war zufrieden. Das Gleichgewicht war wieder hergestellt. 

Der Weg des Lebens

 

Das erste Grün an Land

 

Gaya prüfte gerade wieder die kahle Oberfläche von Ahmaros. Sie war neidisch auf die Vielfalt in Okeanos‘ Meeren. Sollte es dabei bleiben? Es war zwar alles schön bunt, aber letztendlich ein ewiger Kreislauf aus fressen, vermehren und gefressen werden. Es war Leben, aber konnte es nicht mehr sein?
Sie stockte. An einigen Felsen, die immer wieder überspült wurden, zeigte sich Grün. Gaya kam näher. Konnte das wirklich sein? Oder waren diese kleinen Pflanzen noch Teil des Meeres? Gaya wartete. Bei Ebbe zog sich das Wasser zurück. Die kleinen Pflanzen gehörten nicht ganz ins Meer, sie gehörten auch zum Land.
Okeanos gesellte sich zu ihr, er musste ihre Aufregung gespürt haben. „Ah, wie schön. Es ist endlich so weit. Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt. Ich habe auch schon beobachtet, wie einige der kleinen Krebse und auch die Kleineren von den Würmern mit den vielen Füßen – wie nennst du sie gleich?“
„Milfots!“, soufflierte Gaya entrüstet. Sie wählte die Namen mit großer Sorgfalt und Okeanos gab sich nicht genug Mühe, sich diese zu merken.
„Die Milfots sind teilweise recht groß geworden. Egal, was wollte ich sagen?“
„Du hast beobachtet ...“ Gaya unterdrückte ein Seufzen.
„Ja, wie Krebse und Tausendfüßer ...“
„Milfots!“
„ ...Tausendfüßer immer wieder an Land krabbeln. Wahrscheinlich, um nicht gefressen zu werden.“
„Ehrlich? Nicht nur Pflanzen, Tiere auch gleich? Wo?“ Gaya vergaß ihren Ärger über Okeanos Ignoranz. Erst entdeckte sie die ersten Pflanzen an Land und dann erzählte er ihr, dass die ersten Meeresbewohner die Nase aus dem Wasser steckten. „Kann das wirklich sein? Erlaubst du dir auch keinen Scherz mit mir?“
Bevor Okeanos antworten konnte, tauchte Aeras auf. „Die Zusammensetzung der Luft hat sich verändert. Das beobachte ich schon seit geraumer Zeit. So wie sich das Wasser in den Meeren mit Sauerstoff angereichert hat, sammelt sich das Gas auch in der Luft.“ Sie begutachtete die Flechten, die den Felsen überzogen.
„Also könnten sie auch an Land leben?“
„Möglich ist das, wenn sie es schaffen, sich anzupassen. Die Zeit wird es zeigen.“
Gaya schätzte die Klugheit ihrer Schwester, auch wenn sie genau wusste, dass ausweichende Antworten immer bedeuteten, dass sie es nicht wusste.
„Das wird nicht mehr lange dauern, du wirst sehen, Gaya.“ Okeanos Optimismus stimmte sie froh.
„Was wird nicht lange dauern?“ Vulkanos‘ Flamme erschien und die kleinen grünen Pflanzen wurden schwarz, als sein Feuer sie versengte.
„Pass doch auf, du Trampel!“ Gaya warf eine Staubwolke in Vulkanos‘ Feuer und erstickte es fast. Dann kauerte sie sich zu den traurigen Resten.
„Was soll das, was regst du dich so auf?“ Gerade als Vulkanos seine Flamme wieder anfachen wollte, traf ihn ein Windstoß und schob ihn ein Stück den Fels hinauf. „Was ist los mit euch, seid ihr verrückt geworden?“
„Du hast gerade die ersten Pflanzen an Land zerstört, du blinder Feuerteufel.“ Betrübt strich Gaya über die Asche.
Vulkanos kauerte sich zu ihr. „Entschuldige, habe ich nicht gesehen. Aber ich habe Pflanzen wie diese an einer anderen Stelle entdeckt. Ich wollte euch gerade rufen, als ich gemerkt habe, dass ihr euch hier versammelt habt.“
„Du hast noch mehr Pflanzen entdeckt?“ Gayas Trauer war wie weggeblasen.
„Ja, es scheint überall zu passieren. Auf jedem Untergrund, auf dem sie Halt finden, wachsen sie. Jetzt fehlt nur noch, dass die Tiere das Meer verlassen und das Land erobern. Ich bin schon gespannt, ob die mehr schaffen, als fressen und schlafen.“
„Falls du nicht alles vorher ankokelst, werden wir es erleben.“ Okeanos klang streitlustig. Er schlug sich immer auf Gayas Seite, wenn Vulkanos etwas angestellt und sie geärgert hatte.
„Streitet euch nicht.“ Aeras mahnte sie zur Vernunft. „Wenn das hier kein Einzelfall ist und die Pflanzen überall am Meeressaum auf das Land drängen, und auch die ersten Tiere versuchen, an Land zu gehen, dann erreichen wir einen neuen Abschnitt mit neuen Aufgaben.“

Der Weg des Lebens

 

Leben im Wasser

 

Okeanos wich dem riesigen Armartus aus, der sich auf einen im Schlick verborgenen kleineren Artgenossen stürzte. Die Meerestiere mit ihren aus mehreren Gliedern bestehenden Außenskeletten und den übergroßen Greifern am Maul hatten in letzter Zeit unheimlich schnell an Vielfalt und Größe zugelegt.
Seit die Elemente die Bausteine des Lebens entdeckt hatten, war viel passiert. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sich ganze Zellen, das erste wirkliche Leben, gebildet hatten, doch dann war alles sehr schnell gegangen. Bei jedem Streifzug entdeckte Okeanos neue Lebewesen. Vor allem die flacheren, mit Sonnenlicht durchfluteten Bereiche der Meere an den Küsten und um die Inseln herum quollen mittlerweile vor Leben fast über. Der Meeresboden war mit Schwämmen und Seeblumen bedeckt. Gaya hatte ihnen ihre Namen gegeben, aber es gab inzwischen so viele unterschiedliche Arten, dass er aufgehört hatte, sich die einzelnen Namen zu merken. Verschiedene Vertreter der Armarti durchstreiften die flachen Meere, Quallen schwebten durch das Wasser und Tintenfische versteckten sich zwischen den Schwämmen und lauerten auf Beute.
Okeanos besuchte immer noch regelmäßig die heißen Quellen auf dem Meeresgrund. Die Orte, an denen alles begonnen hatte. Hier gab es immer wieder etwas zu bestaunen. Nicht nur, dass hier Leben in völliger Dunkelheit existierte, es entwickelte sich immer wieder etwas Neues.
„Na, suchst du wieder nach neuen Lebewesen?“ Gaya hatte sich zu ihm gesellt. Sie konnte ihren Neid nicht ganz verbergen. An Land hatten sie und Vulkanos nichts gefunden, das man Leben nennen konnte. Die Felsen waren immer noch kahl, die Spitzen nur von Schnee bedeckt. Alles Leben befand sich in Okeanos‘ Meeren.
„Sei nicht traurig“, versuchte er sie zu trösten. „Das Land wird nicht immer leer bleiben, du wirst sehen.“
Sie tauchten zu dem sonnendurchfluteten Bereich an einer der Küsten auf. Nach den heißen Quellen waren dies Okeanos‘ liebste Orte.
„Ach, es ist so schön bunt.“ Gaya seufzte verzückt und drückte sich dann erschrocken in eine große Seeblume. „Was ist das?“
Okeanos lachte. Ein anderer riesiger Armartus war nach Beute suchend aufgetaucht. „Das ist ein Armartus, du hast ihn selbst so genannt, erinnerst du dich? Mir war nichts Schmeichelhaftes zu dem hässlichen Ding eingefallen. Ja, die werden immer größer und ihr Appetit auch. Die fressen alles, was ihnen vor die Nase schwimmt.“ Ein Krebs hatte sich aus einer Felsspalte hervorgewagt und der Armartus schnappte mit seinen Greifern nach ihm.
„Das finde ich schon verstörend am Leben, muss ich sagen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich meine, wir fressen uns ja auch nicht gegenseitig auf.“ Gaya klang entrüstet.
Okeanos kicherte. Diese Unterhaltung führten sie nicht zum ersten Mal. „Wir sind halt etwas anderes. Wir sterben ja auch nicht, solange es Ahmaros gibt. Du wirst dich daran gewöhnen. So ist es nun einmal. Es ist auf jeden Fall besser, als wenn es für immer nur Gestein oder Gas geben würde. Ich beneide die Elemente auf den anderen Planeten nicht. Ewig dauernde Langeweile. Schrecklich.“ Er schauderte.
„Der Planet existiert nicht zu unserem Vergnügen!“ Gaya machte Solos‘ hochmütigen Tonfall nach und brachte Okeanos wieder zum Lachen.

Der Weg des Lebens

 

Die ersten Bausteine

 

Okeanos begriff im ersten Moment gar nicht, was er da sah.
Er schwamm nun schon so lange Zeit durch Ahmaros‘ Gewässer, ohne etwas Besonderes zu bemerken. Das Land und die Berge, die aus dem Wasser ragten, waren immer noch leer und tot, wie auch die Meere es waren. Er zweifelte schon daran, dass es auf diesem Felsklumpen jemals Leben geben würde. Hatten sie etwas falsch gemacht? War es ihre Schuld, dass er und seine Geschwister das einzig Lebende auf Ahmaros waren?
Vorsichtig näherte er sich dem dünnen Schlot auf dem Meeresgrund. Er war ihm aufgefallen, weil er schwarzen Dreck in sein Meer spuckte. Schon überlegte er, Vulkanos auszuschimpfen, damit er dies unterließe, als ihm die winzig kleinen Bestandteile in dem heißen Wasser auffielen. Sie verbanden sich, trennten sich wieder und hefteten sich in anderer Anordnung erneut aneinander.
„Vulkanos, Aeras, Gaya, kommt schnell!“, rief er seine Geschwister zu sich. Aufregung machte sich in ihm breit. War das der Beginn des Lebens?
„Was ist denn los? Ich habe gerade ein Nickerchen gemacht!“ Vulkanos war als Erster da.  „Reg dich nicht wegen des bisschen Drecks auf. Das sinkt doch wieder auf den Boden.“
Er wollte schon verschwinden, doch Okeanos hielt ihn zurück. „Ich will mich gar nicht beschweren, sieh genau hin!“
„Was ist los, was ist passiert?“ Gaya war eingetroffen und klang besorgt.
„Was hat Vulkanos wieder angestellt?“, fragte Aeras eher gelangweilt.
„Ich hab gar nichts gemacht. Wieso wird mir immer unterstellt, ich hätte etwas verbrochen?“ 
„Na, wenn du das selbst nicht weißt?“ Aeras ließ sich nicht einschüchtern. „Was ist denn nun los?“
„Wenn du mit deinen Anschuldigungen fertig bist, kannst du dir anschauen, was Okeanos Interessantes entdeckt hat.“ Vulkanos zog sich beleidigt ein Stück zurück.
Gaya war schon dicht an die heiße Quelle herangerückt. „Oh, das ist ja unglaublich! Die Dinger verbinden und trennen sich von alleine. Was ist das?“
Aeras kam nun auch näher. „Etwas Derartiges habe ich noch nicht gesehen. Das ist neu. Hast du das noch an anderen Stellen gefunden, Okeanos?“
„Nein, ich bin nur zufällig darüber gestolpert. Meinst du, es gibt mehr davon?“ Okeanos zögerte. „Könnte das vielleicht das Leben sein, von dem Solos gesprochen hat?“
„Na ja, es lebt ja noch nicht. Aber vielleicht entwickelt sich etwas daraus“, meinte Aeras skeptisch.
„Was machen wir denn jetzt? Wir können es doch nicht einfach ignorieren!“ Okeanos wollte etwas tun. Er war des Wartens überdrüssig.
„Wir sollten es in Ruhe lassen. Wir wissen ja gar nicht, was wir tun können. Nachher zerstören wir es.“ Wie immer klang es logisch und klug, was Aeras sagte, doch Okeanos wollte diesmal nicht vernünftig sein.
„Die Warterei macht mich verrückt. Es muss doch etwas geben, womit wir das Leben unterstützen können.“
„Dann such nach weiteren heißen Quellen. Wir können darauf achten, was da ausgestoßen wird, woraus die Bausteine bestehen. Vielleicht finden wir heraus, was sie brauchen, damit sie nicht immer wieder auseinanderbrechen. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn es wirklich der Beginn des Lebens ist, wollen wir ihn nicht gleich wieder vernichten.“
„Das klingt nach einem Plan, Aeras.“ Okeanos‘ Begeisterung wuchs. Er konnte aktiv etwas tun.
„Weißt du was, Okeanos, ich helfe dir suchen. Vielleicht passiert das auch an Land. Wir haben eine Menge heiße Quellen oder Gaya?“ Seine Freude schien Vulkanos angesteckt und seine schlechte Laune vertrieben zu haben. Er spürte auch Gayas wachsende Aufregung. Sie standen am Beginn eines neuen Abschnitts.
„Dann übernehmen Okeanos und ich die Meere und ihr sucht an Land.“ So ruhig Aeras auch tat, Okeanos war sich sicher, dass sie das Warten genauso satt hatte.
Leben, das wäre doch etwas. Er konnte sich kaum vorstellen, für immer auf diesem toten Fels zu existieren. Es gab nicht viel, um das sie sich kümmern mussten. Aber mit Lebewesen wäre es anders. Die bräuchten ihre Zuwendung.

Erwachen der Elemente

 

Die drei Monde

 

„Ob auf ihm auch ein Element lebt? Wie es wohl heißt?“

Aeras gesellte sich zu Okeanos und schaute ebenfalls zu dem Mond hinauf, der Ahmaros umkreiste. „Auf jeden Fall wird es einsam sein.“
„Vermutlich, das arme Ding.“
Still betrachteten sie Ahmaros schweigenden Gefährten. Ferne Sterne glitzerten auf schwarzem Hintergrund. Die Oberfläche von Ahmaros war so weit abgekühlt, dass sie überall fest war. Gaya und Vulkanos türmten mit Feuereifer Gebirge auf. Das Wasser sammelte sich bereits in den Vertiefungen. Die dichte Wolkendecke bekam Löcher und immer häufiger war nachts der Sternenhimmel zu sehen.
„Na, trödelt ihr rum?“ Vulkanos tauchte neben ihnen auf.
„Hast du dich wieder mit Gaya gestritten, Vulkanos?“ Aeras verbarg ihre Belustigung über das Gezänk der beiden. Vulkanos, der sich wichtig machte und Gaya immer wieder Streiche spielte. Und Gaya, die wirklich auf jeden Scherz hereinfiel. „Was hast du wieder angestellt?“
„Och, nichts.“
„Bei dir bedeutet nichts immer, dass etwas kaputt gegangen ist.“ Okeanos kicherte. „Lass mich raten, Gebirge können viel größer sein, als Gaya denkt.“
„Ja und jetzt sind überall Berge entstanden, die Feuer spucken und immer wieder alles verbrennen. Wie soll da Leben entstehen?“ Gaya war erschienen und warf einen Schwung Gesteinsbrocken auf Vulkanos Flamme.
„He, reg dich ab. An Leben brauchen wir auf diesem kahlen Brocken noch lange nicht zu denken. Bis dahin hat sich das alles wieder beruhigt.“
„Hört auf. Seht ihr das?“ Aeras hat dem Geplänkel nur halb zugehört. Ein Punkt hatte sich Ahmaros genähert, er wurde schnell größer und heller.
„Das ist aber ein großer Brocken. Wenn der uns trifft, fangen wir wieder von vorne an. Der wird alles aufschmelzen.“ Gaya klang besorgt.
„Ich glaube nicht, dass er uns treffen wird. Dann hätte ihn Solos schon aus der Bahn geschubst.“, beruhigte Okeanos sie. „Wo kommt der denn so plötzlich her? Wieso haben wir ihn nicht eher bemerkt?“
Ihre Blicke richteten sich auf den Mond. „Die Wolken reißen erst seit kurzer Zeit auf, wir konnten ihn einfach nicht sehen.“ Trauer schwang in Aeras Stimme mit.
Hilflos mussten sie zusehen, wie der Mond von einem fast gleichgroßen Felsbrocken getroffen wurde. Beide zerbarsten in unzählige Teile. Bruchstücke stürzten auf Ahmaros, ein Teil verglühte in der noch dünnen Atmosphäre, andere erreichten den Boden.
„Nein, nein, nein, das ist nicht gut!“ Allen voran eilte Gaya zu den Einschlagstellen. Sie hatten tiefe Krater gerissen, das Gestein zum Schmelzen gebracht. „Schnell Aeras, Okeanos, lasst es regnen.“
Sie arbeiteten die Einschlagsorte ab. Kühlten die Oberfläche, schoben die Krater zusammen und glätteten die Erdkruste. Beim Aufschlag waren die Bruchstücke des Mondes regelrecht verglüht, nichts war von ihnen übrig. Bis auf eins.
Luxa war schon da, als sie es fanden. Sie hörten ein leises Wimmern, spürten Schmerzen. Vorsichtig näherten sie sich. Luxa war nicht allein. Das Element des Mondes lag im Sterben. Doch es verschied nicht einfach. Es schien ebenfalls in unzählige Teile zerrissen worden zu sein. Ihre Stimmen und Schmerzen hallten in den Gedanken der Elemente wider.

Langsam klumpten sich die Brocken um Ahmaros zusammen und formten drei neue Monde. Die ganze Zeit hörten die Elemente das Wimmern des Mondelementes. Es war ihr stetiger Begleiter. Sie arbeiteten weiter an Ahmaros Angesicht, doch oft schauten sie in den Nachthimmel beim Entstehen der neuen Monde zu.
„Es ist merkwürdig und einzigartig.“ Gaya hatte Luxa, die all die Zeit bei dem verletzten Mondelement Wache gehalten hatte, besucht, und spürte ihre Ratlosigkeit. „So wie die Brocken in der Umlaufbahn sich zu neuen Monden sammeln, sammeln sich auch die Bruchstücke des Elementes zu drei Teilen. Normalerweise sterben die Elemente mit ihren Planeten und wenn neue Planeten entstehen, entstehen auch neue Elemente. Aber hier erleben wir gerade, wie aus einem Element drei neue geboren werden. Erstaunlich.“
„Wird es ihnen gut gehen?“ Gaya konnte Luxas Faszination nicht ganz teilen, denn diese Geburt war ein sehr schmerzlicher Prozess, den sie alle mitfühlten.
„Das weiß ich nicht, wir können nur warten.“

Aeras verdichtete gerade wieder Wasserdampf zu Wolken. Sie stutzte. „Spürst du das, Okeanos?“
„Ja, es hat aufgehört!“ Er rief nach Gaya und Vulkanos und sie eilten zu dem Brocken aus Mondgestein, der immer noch auf Ahmaros ruhte.
„Luxa, was ist passiert?“
„Pst, leise Gaya, sie schlafen noch, aber ... Da, sie wachen auf!“
Drei neue Bewusstseine schoben sich in ihre Gedanken. Sie waren noch verwirrt, aber das waren sie alle am Anfang gewesen. Doch was machten sie auf Ahmaros, sie sollten doch auf ihren Monden sein?
„Erstaunlich, wirklich erstaunlich.“ Luxa lachte leise.
„Klärst du uns auch auf oder willst du dein Wissen für dich behalten?“ Vulkanos klang verärgert.
„Weil ein Brocken des Mondes hier auf Ahmaros liegt, können sie zwischen ihrem Mond und Ahmaros reisen. Er ist wie eine Brücke. Das ist unglaublich.“
„Können wir so auch zu den Monden reisen?“ Abenteuerlust schwang in Vulkanos‘ Stimme mit.
„Nein. Ich fürchte, ihr seid an Ahmaros gebunden.“ Luxa beachtet Vulkanos nicht weiter, der sich schmollend zurückzog. „Euch werde ich eure Namen geben. Ihr seid Nyx, Ereba und Thanata. Ich bringe euch jetzt zu euren Monden und erkläre euch alles weitere.“
Luxa und die drei Mondelemente verschwanden.
„Wir könnten den Brocken wegschmelzen, in seine Bestandteile zerbrechen. Dann können sie uns nicht ins Handwerk pfuschen.“ Vulkanos war deutlich verärgert. Wieso konnten andere etwas, was er nicht durfte? Das war nicht gerecht.
„Untersteh dich, Vulkanos. Wenn ich dich erwische, wie du mutwillig und ohne Grund etwas oder ein Lebewesen auf Ahmaros zerstörst, dann werde ich dich vernichten und ein neues Element schaffen, das deinen Platz einnimmt.“ Solos leuchtete neben ihnen auf.
„Das war nur Spaß, Solos, das hat er nicht so gemeint.“ Gaya schob sich vor ihren Bruder.
„Ich warne euch nur dieses eine Mal. Eure Befugnisse haben Grenzen. Dies ist eine davon. Überlegt euch euer Eingreifen gut. Was einmal geschaffen ist, darf nicht zerstört werden.“
„Aber, es werden Dinge verschwinden. Wir haben schon bemerkt, wie der Staub im Wind Gestein abträgt. Und wenn es Leben geben wird, wird es nicht ewig leben, es wird auch sterben.“ Gaya klang verwirrt.
Solos Lichtsäule flackerte, dann beruhigte er sich. „Die Grenze ist fließend, ich gebe es zu. Manche Dinge sind der Lauf des Lebens. Was ich euch verbiete, ist, dass ihr willkürlich Dinge erschafft und sie dann wieder vernichtet, wenn sie euch nicht gefallen. Ahmaros ist kein Spielzeug, das eurer Unterhaltung dient. Ihr seid seine Hüter, handelt weise.“ Damit verschwand er.
„Kryptisch wie immer.“ Vulkanos war immer noch verärgert. „Na gut, dann lass ich den Brocken in Ruhe. Aber wenn sie sich in unsere Geschäfte einmischen, bekommen sie eins drauf, das schwör ich euch!“

Erwachen der Elemente

 

Luft

 

„Na, so allmählich wird es was. Das war eine sehr gute Idee, Gaya, die Oberfläche in Stücke aufzuteilen, die wir dann umherschieben können.“
Gaya freute sich über Vulkanos Lob, meistens hielt er sich damit zurück, es sei denn es betraf seine Ideen und Werke. Noch war die Oberfläche leicht formbar. An einigen Stellen war sie noch zu weich und die Platten zerflossen an den Enden. An anderen Stellen war sie auch schon richtig fest und türmte sich auf. Noch immer verdampfte Okeanos Wasser, wenn es auf die Oberfläche traf, aber sie hatte den Eindruck, dass es länger dauerte, dass die Oberfläche stellenweise schon einige Augenblicke feucht blieb. „Die ersten Berge bilden sich schon, wenn auch die Ränder der Platten fester sind, dann wird es leichter.“ Sie überlegte einen Moment. „Vielleicht sollten wir die Platten erhalten, selbst, wenn die Oberfläche ausgekühlt ist. So können wir das Angesicht von Ahmaros immer wieder verändern.“ Sie spürte Vulkanos‘ Skepsis. „Und du kannst dafür sorgen, dass das Innere des Planeten immer schön heiß und flüssig bleibt, sonst schwimmen sie ja nicht.“
„Das hört sich gar nicht so übel an. Du bist wirklich ein Quell von Ideen, meine liebste Schwester. Ich will aber trotzdem auch auf der Oberfläche Feuer spucken.“
„Spürt ihr das?“ Okeanos lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Bewegung im Dampf. Er wirbelte durcheinander, riss auf, verdichtete sich. 

Sie amüsierte sich köstlich. Die drei waren so in ihre Unterhaltung vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie aufgewacht war. 
„Bist du das, Schwester?“ Gaya klang unsicher.
Sie formte sich zu einer Luftsäule. Der Dampf, den sie dabei anzog, malte Muster in ihre Elementgestalt.
„Wie machst du das?“ Vulkanos klang verblüfft.
„Was meinst du? Das ist meine Gestalt, so sehe ich aus.“ Sie war verwundert. Sie hatte ihre Elementgestalt instinktiv angenommen.
„Aber woher weißt du das?“
„Ich weiß es einfach, hast du es nie ausprobiert?“
Neben ihr erschien eine Flamme, der Wasserdampf zischte an ihren Rändern. „Interessant, ich habe das tatsächlich noch nie probiert. Gaya, Okeanos, zeigt euch doch auch, es ist wirklich einfach.“
Eine Wassersäule und eine Säule aus Gesteinsbrocken durchzogen mit Fäden aus flüssigem Gestein erschienen.
„Bravo, Aeras. Du bist die Erste, der ich diese euch angeborene Fähigkeit nicht erklären musste. Übrigens könnt ich euch in alles verwandeln, was euch in den Sinn kommt.“
Aeras wandte sich der Lichtsäule zu, die sich zu ihnen gesellt hatte. „Danke, ich habe schon seit einer Weile gespürt, dass du nach mir geschaut hast.“
„Ja, mit dir seid ihr jetzt komplett. Ich muss sagen, dass ihr euch zu meinem Erstaunen gar nicht so dumm anstellt. Ihr seid auf dem richtigen Weg. Ahmaros ist geeignet, Leben hervorzubringen, also seid behutsam. Ich überlasse dich deinen Geschwistern, Aeras, sie können dir alles Weitere erklären.“
Die Lichtsäule verschwand.
„Solos hat sich gar nicht aufgespielt, dass er uns und die Planeten erschaffen hat und so weiter.“ Okeanos klang erstaunt.
„Ist ihm vielleicht mittlerweile selbst langweilig geworden.“ Vulkanos kicherte respektlos.
„Vielleicht waren wir auch nicht ehrerbietig genug“, fügte Gaya trocken hinzu. 
Die drei lachten, Aeras stand unschlüssig daneben, da sie nicht genau verstand, worum es ging. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Dampf zu. Wenn sie ihn nach oben schob, konnte sie ihn verdichten, und er wurde schneller wieder zu Wasser.
Okeanos bemerkte als Erster, was sie tat. „He, das ist gut. Drück noch ein bisschen fester.“ Der Dampf verdichtete sich weiter, wurde grauer und schwerer. „Ich glaube, Aeras, wir sind ein gutes Team.“
„Toll, das knistert ja richtig!“ Vulkanos hob sich und tauchte in die graue Masse ein. Ein helles Licht zuckte und dann noch eins und sie vernahmen ein Donnern, das die Erde erbeben ließ. Vulkanos tauchte wieder neben ihnen auf. „Das war ein Spaß. Los Aeras, schieb sie noch mal durcheinander. Ich will nochmal.“
„Hör auf rumzualbern, Vulkanos.“ Gaya versuchte, streng zu klingen. „Wenn es mehr regnet, wird die Oberfläche rascher fest und bleibt so, wie wir sie formen. Wir müssen jetzt schneller arbeiten.“
„Och Gaya, mach doch nicht so einen Stress, wo bleibt da der Spaß?“
„Gaya hat nicht ganz Unrecht. Zusammen sind wir viel effektiver als vorher.“
„Sei nicht so ein Spielverderber, Okeanos.“ Vulkanos schmollte.
„Es wird schon noch genug Möglichkeiten für dich geben, auf den Wolken zu reiten.“ Aeras rückte zu ihm heran und sog etwas von seinen Flammen in ihre Luftsäule.

Erwachen der Elemente

 

Wasser

 

Er fiel. Als er aufschlug, zischte es, er verdampfte und stieg wieder empor. Viele Male. Ein Reigen aus Kühle und Fallen und Hitze und Aufsteigen.
„Er ist aufgewacht, Vulkanos!“
Er fühlte die Anwesenheit der anderen zwei, bevor er sie hörte. Sie waren ihm freundlich gesonnen, die eine mehr als der andere.
„Habe ich auch gemerkt, Gaya. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich froh darüber bin. Das verdammte Wasser löscht mein Feuer.“ Er spürte den Unmut von Vulkanos und seine Liebe zur Hitze. Wer waren diese zwei nur?
„Ach Vulkanos, sei doch nicht so grummelig. Die Kühle tut gut. Endlich ist es nicht mehr so heiß. Wir können jetzt anfangen, die Oberfläche von Ahmaros zu gestalten. Dir ist doch so langweilig. Jetzt haben wir richtig was zu tun.“ Er mochte Gaya, sie schien die Vernünftigere der zwei zu sein. „Wir sollten unseren Bruder willkommen heißen.“
„Na schön, Gaya, ich will mal nicht so sein. Willkommen Bruder.“
„Wer seid ihr, was ist ein Bruder und wer bin ich?“
Vulkanos kicherte und seine Fröhlichkeit steckte ihn an. „So langsam kann ich Solos verstehen. Wir stellen alle wirklich immer die gleichen Fragen, oder?“
„Leider ist das so.“ Er nahm eine helle Lichtsäule wahr und Vulkanos und Gaya verstummten. „Du bist Okeanos, das Element Wasser und das dritte Element, das zu Ahmaros, diesem Planeten, gehört. Die zwei hier sind Vulkanos und Gaya, die Elemente Feuer und Erde. Sie sind deine Geschwister und werden dir alles Weitere erklären.“ Das Licht verschwand und ließ ihn verwirrt zurück.
Er nahm wieder die Vulkanos‘ Belustigung wahr. 
Auch Gaya stimmte in das Lachen ein. „Na, der hat es aber eilig.“
„Der ist nur so schnell verschwunden, Gaya, damit Okeanos ihn nicht fragen kann, was ein Vater ist.“
„Was ist ein Vater?“ Davon hatte die Lichtsäule nichts gesagt. Okeanos war immer noch völlig durcheinander.
Die zwei lachten lauthals und es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigten. Gaya fing sich zuerst. „Er ist das Element der großen gelben Sonne, um die wir kreisen. Er ist für uns und alle anderen Planeten und deren Elemente verantwortlich. Das macht ihn irgendwie zum Vater von uns. Ehrlich gesagt, habe ich bis heute nicht verstanden, was genau das ist. Ist mir aber auch egal. Ich habe mich schon sehr auf dein Erwachen gefreut, Okeanos.“
Okeanos spürte Gayas Zuneigung. „Und was muss ich jetzt machen?“
„Du musst weiter Wasser auf die Oberfläche regnen lassen, damit sie noch fester wird.“ Gaya war ganz aufgeregt.
Okeanos war nicht so zuversichtlich. „Das wird noch eine ganze Weile dauern. Das Wasser verdampft immer wieder und die Oberfläche ist immer noch flüssig.“ Er schwebte höher, fühlte, wie der Dampf sich zu Wolken zusammenballte und zu Tropfen kondensierte. „Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, den Planeten soweit abzukühlen, dass die Oberfläche fest wird.“
Vulkanos beruhigte ihn. „Lass dir ruhig Zeit. Es ist noch viel Druck im Inneren. Wenn die Oberfläche zu schnell fest wird, reißt sie nur wieder auf. Und es fallen immer noch Brocken auf unseren Planeten und schmelzen alles wieder auf.“ Er klang wehmütig.
Gaya lachte. „Ach Vulkanos. Du kannst auch später noch den Boden Feuer spucken lassen. Ich schätze mal, dass wir sowieso eine Art Entlastung brauchen. Und gib es doch zu. Immer nur das Gestein flüssig halten und durchmischen hat dich genauso gelangweilt wie mich. Du freust dich doch auch, dass jetzt andere Aufgaben auf uns warten.“
„Na ja, ich habe mich nur an den Feuerball gewöhnt. Er wird mir schon ein wenig fehlen. Aber du hast recht. Ich freue mich auf die Abwechslung.“
Okeanos war erleichtert. Er hätte seinen Bruder nur ungern verärgert. Aber Gayas Vorfreude steckte anscheinend nicht nur ihn an, sondern auch Vulkanos.
„Ich lasse es also weiter regnen, und dann? Es verschwindet ja immer wieder.“ Okeanos Zweifel waren noch nicht ganz überwunden. Wie sollte er das schaffen?
„Bald wird sich dein Wasser auf der Oberfläche sammeln, du wirst schon sehen. Ich und Vulkanos werden Berge und Täler formen. Ein Teil wird aus dem Wasser ragen und ein Teil der Oberfläche wird darunter liegen. Das wird wunderbar.“ Okeanos konnte Gayas Vorstellung beinahe greifen. Es fühlte sich richtig an. Sie würden dieser Welt ein schönes Angesicht geben.

Erwachen der Elemente

 

Erde

 

„Wer bin ich? ... Was bin ich? ... Bin ich allein?“ Sie lauschte in das Tosen der Magmaströme.
„Nein, ich bin auch da.“
Erleichterung durchströmte sie. Sie war nicht allein in diesem Inferno. „Wer bist du?“
„Ich bin ... ich bin ... Vulkanos. Hat zumindest der andere gesagt.“
„Warum ist es so heiß und was meinst du mit andere?“
„Er meint mich. Ich bin Solos und dein Vater.“
Sie nahm ein helles Licht wahr. „Was ist ein Vater?“ Das Licht flackerte. Sie spürte Unmut bei dem anderen, Solos. Hatte sie etwas falsch gemacht?
„Hätte mir jemand gesagt, dass es so mühselig ist, ein Sonnensystem zum Leben zu erwecken, hätte ich mich geweigert.“ Er seufzte und sein Licht flackerte erneut. „Ich bin die große Sonne, der helle Lichtball am Horizont. Ich bin verantwortlich für dich und für Vulkanos hier und für die anderen zwei Elemente, die noch auf Ahmaros schlummern. Das Gleiche gilt für die anderen Planeten, die noch zu meinem System gehören. Ich passe auf euch auf und ihr passt für mich auf den Planeten auf, mit dem ihr verbunden seid. Ich weiß, das ist alles noch sehr verwirrend, aber du findest dich schon hinein.“ Das Licht glühte auf, schwächte sich dann aber noch einmal ab. „Ach ja, du bist Gaya, das Element Erde. Du wirst mit Vulkanos alles noch heiß und schön in Bewegung halten. Bald hat Ahmaros genug Wasser eingesammelt, dann wecke ich Okeanos auf. Dann kann er die Oberfläche abkühlen und du kannst eine feste Oberfläche formen, Gaya.“ Das Licht verschwand in die Schwärze über ihnen und ließ Gaya so ratlos wie zuvor zurück.
„Vulkanos?“
„Ja?“
„Wovon redet der? Ich habe nichts verstanden.“
Sie hörte einen seltsamen Laut und spürte, dass Vulkanos fröhlich war. „Ich kann dich fühlen.“
 Das Kichern verstummte. „Oh, dann muss ich mich ab sofort benehmen.“ Die unterdrückte Fröhlichkeit drängte sich wieder an die Oberfläche.
Sie war ansteckend und Gaya kicherte mit. „Es merkt doch keiner außer mir.“
„Stimmt, und Solos interessiert es nicht, solange wir den Planeten nicht zerstören.“
„Hast du schon herausgefunden, wovon er die ganze Zeit geredet hat?“
„Siehst du die kleine rote Sonne, die sich vor Solos schiebt?“
„Ja.“
„Das ist Luxa, sie deutlich freundlicher und geduldiger als Solos. Der Feuerball, an den wir gebunden sind, ist ein Planet und heißt Ahmaros. Frag mich nicht, wie er auf die Namen kommt.“
„Es gibt Schlimmeres.“
„Bestimmt.“
„Kommt Luxa mich auch einmal besuchen?“ Gaya schaute zu dem kleinen roten Punkt in der Ferne.
„Gewiss. Doch jetzt lass uns die zähe Brühe ein wenig aufmischen. Solange noch so viele Brocken auf Ahmaros stürzen, muss alles im Fluss bleiben.“
„Wird es immer so heiß bleiben?“ Gaya sehnte sich nach Kühle. Der dunkle Raum um sie herum lockte.
„Von mir aus kann es so bleiben. Aber um den Planeten herum sammelt sich schon Flüssigkeit. Noch ist es Dampf. Wenn Solos es anstrahlt, kannst du es sehen, es macht den Raum über uns weiß. Vielleicht ist dies das Wasser, von dem er geredet hat.“ Vulkanos wirkte ratlos. „Lass uns den Planeten umrühren, da kommt gerade wieder etwas angeflogen, das wird spritzen.“
Sie tauchten in das flüssige Gestein ein, spürten die Einschläge der Gesteinsbrocken aus dem All, wie sie schmolzen und sich mit dem Planeten verbanden.

Erwachen der Elemente

 

Feuer

 

„Nun? Willst du nicht endlich aufwachen, du Faulpelz?“
Er hörte Zischen und Fauchen, spürte die Hitze, die ihn umgab, die sich um ihn herumwälzte.
„Vulkanos, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich muss noch nach Arosa und Modrasin. Auch dort steht das erste Element kurz vor dem Erwachen.“
Er verstand nichts. Wer waren Arosa und Modrasin? Was war ein Element und mit wem redete dieser Jemand die ganze Zeit? Warum ließ er ihn nicht in Ruhe? Er wurde aus der Wärme gezogen. Er wehrte sich, wollte nicht an die Oberfläche.
„Jetzt stell dich nicht so an! Du musst darauf achten, dass alles heiß bleibt, solange Ahmaros wächst. Bald wird auch Gaya aufwachen, dann könnt ihr zusammen dafür sorgen, dass alles flüssig und in Bewegung bleibt, bis es Zeit für die Abkühlung wird.“
Seine Sinne erwachten endgültig. Er spürte nicht nur die Hitze, die unter ihm aufstieg, sondern auch die Kälte, die diesen Ort einhüllte. Er nahm Farben wahr. Unter ihm glühte tiefes Rot, durchzogen von orangenen Streifen. Fontänen flüssigen Gesteins spritzten in die Höhe. Darüber spannte sich Schwärze, in der helle Punkte funkelten, und vor ihm glühte eine gleißend weiße Säule aus Licht.
„Na endlich. Hast du gehört, was ich dir gesagt habe, Vulkanos?“
Vulkanos, war das sein Name? War er Vulkanos? Aber was war er?
Der andere zischte ungeduldig. „Du bist wirklich langsam von Begriff. Pandhara von Kalsiva hat sich nicht so angestellt.“
„Was, wer? Wie soll ich mir das alles auf einmal merken? Ich bin gerade wach geworden! Wer bist du überhaupt und wie kommst du dazu, meine Ruhe zu stören?“ Unter Vulkanos brodelte es im flüssigen Gestein. War er das etwa?
„Ich bin Solos, das Element der großen gelben Sonne in der Mitte dieses Systems. Ich bin dein Vater. Dieser Planet heißt Ahmaros und du bist als Element Feuer für ihn zuständig. Es gibt noch weitere Planeten, aber um die musst du dich nicht kümmern.“
Vulkanos ließ das langsam sacken. Planeten, Sonnen, Elemente ... das alles interessierte ihn eigentlich gar nicht. Der andere, Solos, zischte schon wieder. Wieso spielte der sich überhaupt so auf und was war ein Vater?
„Das heißt, dass ich für dich verantwortlich bin und dass du mir gehorchen musst.“
„Behauptet wer?“ Vulkanos spürte plötzlich Schwäche, die Hitze wurde größer, steigerte sich bis zur Unerträglichkeit.
„Ich schätze es nicht, in Frage gestellt zu werden.“
„Ja, tu ich nicht, bitte ...“ Die Schmerzen verebbten, die Schwäche ließ nach.
„Ich kann nicht überall sein, darum wird es deine Aufgabe und die deiner Geschwister sein, wenn sie denn erwachen, über Ahmaros zu wachen und diese Welt zu schützen.“ Solos leuchtete auf und hob sich, wurde kleiner und zu einem Punkt unter vielen.
Vulkanos war allein. Er ließ sich in das flüssige Gestein sinken, wurde eins mit ihm und ließ sich von der Strömung treiben. Solos hatte von anderen Elementen gesprochen. Wo waren sie? Vulkanos suchte mit all seinen Sinnen nach ihnen, doch er spürte nichts. Er war wirklich allein auf diesem Feuerball. Wie sollte er das aushalten? Ihm war jetzt schon langweilig. Hätte Solos ihn doch nur weiter schlafen lassen oder ihn zusammen mit einem seiner Geschwister aufgeweckt.
Er schob sich an die Oberfläche. Konnte er vielleicht die anderen Elemente auf den anderen Planeten erreichen? Er blickte über die rotglühende Ebene, die unter ihm lag. Das war also Ahmaros, eine glühende Kugel im dunklen kalten Raum. In der Ferne sah er eine kleine gelbe Kugel, das musste die Sonne sein, zu der Solos gehörte. Davor schwebte eine kleinere rote. War das Kalsiva, von dem Solos gesprochen hatte?
Er spürte die Anwesenheit eines andern Wesens.
Neben ihm leuchtete ein rotes Licht auf. „Nein, das bin ich. Ich bin Luxa, die zweite Sonne des Systems. Sei willkommen, Vulkanos.“
Er entspannte sich, das klang schon viel freundlicher. „Ich hab nichts verstanden, von dem, was Solos gesagt hat. Ist der immer so?“
Luxa lachte leise. Vulkanos gefiel dieses Gefühl von Fröhlichkeit. „Er hat im Moment viel zu tun. Einem Sonnensystem zum Leben zu verhelfen, ist keine leichte Aufgabe. Er nimmt das sehr ernst.“
„Und was machst du?“
Wieder lachte Luxa und Vulkanos fühlte, wie es ihn ansteckte. Er stimmte in ihr Lachen ein. „Ich lasse ihn machen. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, aber ich glaube, er traut es mir nicht zu, die Elemente zu erwecken.“ Vulkanos spürte, dass sie nicht verärgert war, sondern dass Solos‘ Eifrigkeit sie eher amüsierte. „Vielleicht fühlt er sich auch weniger wichtig, wenn er nicht alles alleine macht. Ich schaue nach den Verwirrten, die er zurücklässt.“
„Also hat sich Pandhara von Kalsiva doch nicht so gut angestellt?“
Wieder ein Lachen. „Nein, sie konnte ihre Verwirrung nur besser verbergen. Schau dich in Ruhe um, fühl dich in deinen Planeten hinein, werde eins mit seinen Bewegungen. Er wird noch eine ganze Zeit lang von anderen Brocken getroffen werden, aber es sind nicht mehr viele übrig. Deine Schwester, das Element Erde, wird bald erwachen, dann bist du nicht mehr allein.“

 

 

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© Sabine Kalkowski